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Wie wirken Antidepressiva?

Antidepressiva

Was sind die Vor- und Nachteile von Antidepressiva?

Antidepressiva gehören in Deutschland zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten überhaupt. Über die Jahre ist zudem eine Zunahme von Verschreibungen zu verzeichnen obwohl unklar ist, ob auch mehr Menschen depressiv sind. Viele Menschen sehen deshalb den Einsatz von Antidepressiva kritisch oder haben Vorbehalte, selbst Tabletten zur Stimmungsstabilisierung einzunehmen.
Dabei gibt es durchaus rationale Gründe Antidepressiva bei gewissen Erkrankungen einzunehmen, aber ebenso Gründe, Antidepressiva in anderen Fällen nicht einzunehmen. Dieser Beitrag soll helfen, die häufigsten und wichtigsten Fragen zu Antidepressiva zu beantworten!

Warum überhaupt Antidepressiva einnehmen?

Die Depression kann eine lebensbedrohliche Erkrankung sein. Eine schwere Depression kann neben dem hohen Leidensdruck auch gravierende Folgen für Familien, Beziehungen, das soziale Umfeld oder Beruf bedingen. Im schlimmsten Fall kann eine schwere Depression zu einem Suizid führen. Gerade bei schwerer Depression sind Antidepressiva deshalb ein (aber nicht das einzige!) Behandlungselement.

Allerdings sind Traurigkeit und Trauer auch „normale“ Teile unseres menschlichen Erlebens und sollten nicht automatisch zu einer Einnahme von Antidepressiva führen. Auch gibt es Formen depressiver Syndrome, bei den Antidepressiva kaum wirken.

Wo werden Antidepressiva eingesetzt?

Wie der Name schon sagt, werden Antidepressiva vor allem zur Behandlung der Depression eingesetzt. Weitere Erkrankungen, bei welchen Antidepressiva eingesetzt werden, sind zum Beispiel Angststörungen, Zwangserkrankungen oder Traumafolgestörungen wie die posttraumatische Belastungsstörung.

Wie wirken Antidepressiva?

Antidepressiva bewirken im Gehirn, dass die vorhandenen Botenstoffe, mit denen die Nervenzellen untereinander kommunizieren, besser genutzt werden können. Dabei werden keine fremden Botenstoffe hinzugefügt, sondern die körpereigenen Substanzen anders genutzt. Allerdings wirken Antidepressiva nicht nur im Gehirn, sondern können auch sonst im Körper einen Effekt haben. So erklären sich manche Nebenwirkungen.

Wirken Antidepressiva auch bei Menschen ohne Depression stimmungsaufhellend?

Nein, anders als zum Beispiel beim Einsatz von Psychostimulanzien (und/oder Drogen) erfahren psychisch stabile Menschen keine Aufhellung ihrer Stimmung.

Wann werden Antidepressiva eingesetzt?

Antidepressiva sollten vor allem bei mittelgradiger und schwerer oder sehr schwerer Depression eingesetzt werden. Hier ist zu beachten, dass eine schwere Depression eine lebensbedrohliche Erkrankung ist. Selbiges gilt für Angststörungen oder Zwangsstörungen. Erst ab einem gewissen Schweregrad und einer gewissen Dauer der Symptome sollte der Einsatz von Antidepressiva erwogen werden.

Wann sollten Antidepressiva nicht eingesetzt werden?

Keine Erfordernis für den Einsatz von Antidepressiva gibt es bei leichten depressiven Syndromen, akuter Trauer oder Traurigkeit als direkter Folge auf Ereignisse. Bei leichter Depression helfen Antidepressiva vermutlich kaum, Trauer und Traurigkeit sind zunächst „normale“ Gefühle die jeder Mensch hat und die verarbeitet werden müssen.

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Wie unterscheide ich Depression von „schlecht drauf sein“?

Zur Unterscheidung, ob die „schlechte Stimmung“ eine Depression ist, können folgende Fragen helfen:

  • Kann ich aktiv am Leben teilnehmen oder ziehe ich mich nur noch zurück?
  • Kann ich mich noch über Dinge freuen, die mir sonst Spaß machen?
  • Habe ich noch Interesse an neuen Dingen?
  • Habe ich noch Gefühle für mein Umfeld (Familie, Partner, Freunde und Bekannte)?

Je mehr dieser Fragen mit Nein beantwortet werden, umso größer ist die Gefahr, dass eine Depression vorliegt (machen Sie hier einen genaueren Test zur Depression)

Wer entscheidet, ob man ein Antidepressivum einnehmen soll?

Die Entscheidung für oder gegen ein Antidepressivum muss gemeinsam von Arzt und Patient:in getroffen werden. Hierzu bedarf es etwas Zeit, da viele Fragen diskutiert werden müssen und ein gemeinsamer Plan erarbeitet werden muss.

Wie sucht man das richtige Antidepressivum aus?

In der Regel schlägt der Arzt ein oder mehrere Präparate aus. Dabei geht es bei Antidepressiva zunächst darum, mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden oder gar zu nutzen (beispielsweise können müde machende Antidepressiva abends gegeben werden, um neben der stimmungsstabilisierenden Wirkung Einschlafstörungen mit zu behandeln). Antidepressiva werden oft nach dem zu erwartenden Nebenwirkungsprofil, und weniger nach dem Wirkungsprofil (wo es gar keine so großen Unterschiede gibt) ausgesucht.

Welche Arten von Antidepressiva gibt es?

Ärzte gruppieren die Antidepressiva nach ihrer chemischen Struktur (z.B. „Trizyklika“) oder nach ihrem Wirkmechanismus (z.B. selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer).

Gruppen von Antidepressiva sind zum Beispiel:

  • Trizyklika
  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
  • Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI)
  • Selektive Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI)
  • Selektive Noradrenalin-/Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (SNDRI)
  • Dopamin-Wiederaufnahmehemmer
  • Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer)
  • Serotonin-(5-HT2)-Antagonist und Melatonin-(MT1- und MT2)-Agonist

Eine Sonderstellung haben sogenannte Phasenpropyhlaktika wie zum Beispiel Lithium („mood stabilizer“) die für den längeren Einsatz und bei wiederkehrenden Erkrankungen gedacht sind.

Wie lange werden Antidepressiva eingesetzt?

Der Einsatz von Antidepressiva erfolgt über mehrere Wochen oder Monate, und sollte über den Zeitraum der Depression selbst hinausgehen, um einen Rückfall zu verhindern.

Wie lange braucht es, bis Antidepressiva wirken?

In der Regel dauert es 10 bis 20 Tage, bis die Wirkung von Antidepressiva einsetzt.

Wirken Antidepressiva bei schwerer Depression?

Ja, man kann sogar pauschal sagen, dass die Wirksamkeit von Antidepressiva mit der Schwere der Depression steigt. Aber auch hier gibt es keine Garantie, oft muss auch bei schwerer Depression das Antidepressivum gewechselt werden.

Wirken Antidepressiva bei leichter Depression?

Eher nein, von einem Einsatz von Antidepressiva bei leichter Depression wird abgeraten.

Kann man Antidepressiva direkt absetzen?

Gerade bei längerer Einnahme sollten Antidepressiva langsam ausgeschlichen werden, um Absetzphänomene zu vermeiden. Anders als früher berichtet, gibt es auch bei Antidepressiva durchaus relevante Symptome bei zu raschem oder abruptem Absetzen.

Habe ich eine Garantie, dass Antidepressiva wirklich helfen?

Leider nein. Je nach Art der Depression liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Antidepressiva helfen zwischen 50 und 70%.

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Was für Nebenwirkungen haben Antidepressiva?

Das hängt stark von der Art des Antidepressivums ab.

Klassische Nebenwirkungen von Antidepressiva im Allgemeinen sind:

  • Müdigkeit
  • Unruhe
  • Trockener Mund
  • Kopfschmerzen
  • Sexuelle Funktionsstörungen
  • Gewichtszunahme

Die Nebenwirkungen sind reversibel (keine bleibenden Schäden), Ziel ist jedoch stets eine nebenwirkungsfreie Behandlung mit Antidepressiva!

Wie kann man Nebenwirkungen von Antidepressiva von den Symptomen der Depression unterscheiden?

In der Tat kann es schwierig sein, Medikamentennebenwirkungen von Depressionssymptomen zu unterscheiden. Müdigkeit und Antriebsmangel ist ein klassisches Beispiel – depressive Menschen haben wenig Energie, gleichzeitig kann das Antidepressivum müde machen. Hier hilft in der Regel das Gespräch mit dem verschreibenden Arzt, um Klarheit zu gewinnen.

Können Antidepressiva eine Psychotherapie ersetzen?

Definit nein. Für Menschen mit Depression oder anderen psychischen Erkrankungen ist es sehr wichtig, ein eigenes Krankheitsmodell zu entwickeln, zu verstehen wie sie mit Symptomen umgehen können und was sie künftig vor der Erkrankung schützt. Das können Antidepressiva nicht leisten.

Können Antidepressiva Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben?

Definitiv ja. Es ist deshalb wichtig dass der verschreibende Arzt (oder ausgebende Apotheker) einen Überblick über alle eingenommenen Medikamente hat.

Gibt es auch Antidepressiva auf pflanzlicher Basis?

Ja, ein klassisches Beispiel ist Johanniskraut, für welches (in ausreichender Dosierung) auch eine antidepressive Wirkung in einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien nachgewiesen wurde. Allerdings habe pflanzliche Präparate genauso Nebenwirkungen und Wechselwirkungen – sie sind also anderen Medikamenten nicht unbedingt überlegen.

Was gibt es für Alternativen?

Die Einnahme von Antidepressiva sollte niemals die alleinige Behandlung einer Depression oder anderen psychischen Erkrankung darstellen. Antidepressiva sollten immer in ein Gesamtbehandlungskonzept integriert werden.

Machen Antidepressiva abhängig?

Abhängig im engeren Sinne nein, es kann aber eine Gewöhnung eintreten, welche das Absetzen erschwert. Dieser Effekt ist vermutlich stärker ausgeprägt als lange gedacht.

Verändern Antidepressiva die Persönlichkeit?

Nein. Es ist eher so, dass eine lang andauernde Depression die Persönlichkeit negativ beeinflussen kann.

Wie setze ich Antidepressiva vernünftig ein?

Beim Einsatz sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Stimmt die Diagnose einer behandlungsbedürftigen Erkrankung?
  • Liegt ein Schweregrad vor, der die Behandlung mit Antidepressiva rechtfertigt?
  • Eine ausführliche ärztliche Beratung sollte dem Einsatz von Antidepressiva vorausgehen
  • Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollten beachtet werden
  • Gibt es ein Gesamtbehandlungskonzept für die Erkrankung?
  • Kenne ich die Vor- und Nachteile der Medikamente in meinem persönlichen Fall?
  • Etwaige Nebenwirkungen sollten und diskutiert und ernst genommen werden
  • Nach Besserung der Erkrankung sollte ein Plan zum Ausschleichen besprochen werden

Selbsttest - Long-COVID

Covid-19 und seine Spätfolgen - Test und Informationen zum "Long-COVID-Syndrom". Ich hatte Covid bin ich erkrankt? Hatte meine Erkrankung Einfluss auf meine Gesundheit?
Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass ca. 40% der Patienten, die eine Behandlung in der Klinik benötigten, noch längerfristig unter Symptomen leiden, die Mediziner als „Long-COVID-Syndrom“, „Post-COVD-Syndrom“ oder auch „chronisches COVID 19-Syndrom“ (CCS) bezeichnen. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass ca. 40% der Patienten, die eine Behandlung in der Klinik benötigten, noch längerfristig unter Symptomen leiden, die Mediziner als „Long-COVID-Syndrom“, „Post-COVD-Syndrom“ oder auch „chronisches COVID 19-Syndrom“ (CCS) bezeichnen.

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