Bei einem Essanfall nimmt die betroffene Person viel mehr Nahrung auf, als ein gesunder Mensch bei einer normalen Mahlzeit. Dabei hören BetroffenE nicht mehr auf zu essen und verlieren die Kontrolle, wie und wie viel essen sie aufnehmen. Sie essen oft schneller als normalerweise und verlieren vorübergehend ihr Hungergefühl. Ein Essanfall ist in der Regel zeitlich limitiert und hält oft nur wenige Minuten an, kann sich jedoch auch bis zu mehreren Stunden ziehen. Häufig verheimlichen erkrankte Personen ihr Essverhalten und nehmen ihre Nahrung deshalb alleine zu sich. Bei der Nahrungsaufnahme, haben die Personen ein sehr positives Verhältnis zur Nahrung, denn sie wird verwendet, um mit negativen Emotionen umzugehen. Nach einem Essanfall entsteht meist ein Gefühl von Traurigkeit, Ekel oder Schuld.
Biologische, psychologische und soziale Faktoren können eine Binge Eating-Störung mit beeinflussen.
Zwar gibt es keinen klassischen Vererbungsgang, die Veranlagung zur Entwicklung einer Binge Eating-Störung wird jedoch genetische weitergebeben.
Personen mit einem hohen BMI oder Menschen, die häufige Diäten machen, sind besonders gefährdet an einer Binge Eating Störung zu erkranken.
Langanhaltende Ängste, Traurigkeit, Selbstzweifel oder Depression können ebenso Auslöser für eine Binge Eating-Störung sein. Auch familiäre Konflikte können eine Binge Eating-Störung begünstigen. Generell kann immer dann, wenn die Nahrungsaufnahme als Spannungsabbau oder Problemlösestrategie eingesetzt wird, eine Binge Eating-Störung entstehen.
Eine Binge Eating-Störung gehen oftmals mit anderen Erkrankungen der Psyche und des Körpers einher. Die Art der Erkrankungen können bei jeder Person sehr unterschiedliche sein.
Mögliche Folgeerkrankungen und Folgesymptome sind:
Die Binge Eating-Störung gehört zu den am weitesten verbreiteten Essstörungen. Ungefähr 4% der Bevölkerung zwischen 20 und 30 Jahren sind in Deutschland von einer Binge Eating- Problematik betroffen. Die Erkrankung tritt meistens im jungen Erwachsenenalter auf. Die meisten Betroffenen suchen sich meist erst spät. Hilfe und suchen die Schuld zunächst bei sich selbst.
Eine Binge Eating-Störung wird mittels ambulanter oder stationärer Psychotherapie behandelt. Eine stationäre Therapie wird meist erst dann durchgeführt, wenn eine ambulante Behandlung keine Ergebnisse zeigt, die Binge Eating-Störung sehr stark ausgeprägt ist oder zeitgleich andere Erkrankungen bestehen, welche die Behandlung der Esstörungen weiter erschweren.
Die Therapie der Binge Eating Störung findet oft in Form einer Verhaltenstherapie statt. Bei der Verhaltenstherapie lernen Betroffene ein alternatives und gesünderes Essverhalten zu entwickeln. Dazu gehört, das Erkennen und die Abwendung von Essanfällen als dysfunktionaler Problemlösestrategie und der Umgang mit Anspannung, Problemen und negativen Gefühlen.
Eine Teil der Behandlung umfasst in der Regel auch Körpertherapie bzw. Physiotherapie. Darüber hinaus lernen Patienten*innen ein positiveres Selbstbild zu entwickeln und zu stabilisieren.
Wenn Sie denken, dass Angehörige oder Freunde an einer Binge Eating Störung erkrankt seien könnten, sollten Sie sie behutsam auf das Essverhalten ansprechen. Kritik oder Vorwürfe sind an wenig zielführend. Sie können die betroffen Person jedoch dabei unterstützen eine Beratungsstelle oder einem Arzt aufzusuchen. Auch können Angehörige sich zum Beispiel bei einer Beratungsstelle oder bei Angehörigen-Selbsthilfegruppen über die Krankheit informieren.
Anders als bei einer Bulimie oder bei der Magersucht versuchen Menschen mit einer Binge Eating-Störung, ihr Gewicht nicht mit extremen Maßnahmen wie hungern, selbst herbeigeführtem Erbrechen oder exzessivem Sport zu reduzieren. Sie leiden jedoch auch unter ihrem Gewicht und haben den Wunsch abzunehmen.
Ungefähr 90% der Personen mit einer Binge Eating Störung haben einen BMI über 25 und sind somit übergewichtig. Eine Diät wird meistens von den wiederkehrenden Essanfällen gestört. Dies macht es für viele Betroffene schwer, ohne ärztliche Hilfe abzunehmen.
In Deutschland sind keine Medikamente zur direkten Behandlung einer Binge Eating-Störung zugelassen. Je nach parallel bestehenden Erkrankungen werden jedoch zum Beispiel Antidepressiva eingesetzt, um die Stimmung des Patienten aufzuhellen und eine Stabilität für die psychotherapeutische Arbeit an der Essstörung zu erreichen.