Magersüchtige Personen erkennen die schwere ihres Gewichtsverlust häufig nicht an und erachten sich als zu dick. Sie achten präzise auf ihre Ernährung und verstecken ihr Essen, werfen es weg oder lassen Mahlzeiten aus. Durch den Verzicht auf kalorienreiche Nahrung, Kalorienzählen, langsames Essen, Kleinschneiden der Nahrung oder Essen nach einem Zeitplan, versuchen Betroffene Kontrolle über ihr Essverhalten zu erlangen. Oft lügen sie auch, wenn sie gefragt werden, wie viel sie gegessen haben. Die Gedanken einer magersüchtigen Person drehen sich ständig um die nächste Mahlzeit. Eine zwanghafte Kontrolle des Gewicht und ständiges wiegen sind ebenfalls charakterisierend für Anorexia Nervosa. Oft ist ihr Selbstwertgefühl von ihrem Gewicht abhängig. Um Kalorien zu verbrennen, machen viele Magersüchtige zwanghaft Sport oder setzten Abführmittel ein. Einige Erkrankte tragen auch übergroße Kleidung oder mehrere Schichten an Kleidungen, um ihren Körper zu kaschieren. In der Regel liegt eine Körperschemastörung vor, d.h. magersüchtige sind nicht in der Lage, ihren Körper objektiv zu betrachten.
Dia Anorexie tritt häufig in der Pubertät auf und damit in einer Phase, in der große körperliche Veränderungen auftreten. Eine Zunahme an Körperfett und die Veränderungen des Körpers können dann dazu führen, dass Jugendliche sich vermehrt Gedanken über ihr Gewicht machen und dieses kontrollieren wollen. Viele magersüchtige Personen waren vor ihrer Erkrankung übergewichtig und konnten ihre Diäten nicht mehr beenden, auch wenn ihr Gewicht einen unterdurchschnittlichen Wert erreicht hat.
Ein zu hoher gesellschaftlicher Leistungsdruck oder gesellschaftliche Körperideale können ebenfalls Grund für eine Erkrankung sein. Mobbing kann fehlendes Selbstwertgefühl verstärken. Außerdem stehen Personen bei verschiedenen Berufen oder Hobbys unter enormen Druck eines Körperideals. Zum Beispiel sollen Models, Balletttänzer und Profisportler ein geringes Körpergewicht halten und sind dann besonders Anorexie gefährdet.
Personen mit stark ausgeprägtem Konkurrenzdenken, einer sehr hohen Zielstrebigkeit und einem Drang zum Perfektionismus neigen dazu zwanghafte Züge des Essverhaltens zu entwickeln oder sich sehr intensivem sportlichen Training hinzugeben.
Psychischen Störungen wie Depressionen, Angst- oder Zwangsstörungen oder Suchterkrankungen können eine Magersucht auslösen. Familienangehörigen einer an Anorexie erkrankten Person haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ebenfalls häufiger Gewichtsprobleme oder körperliche oder psychische Erkrankungen. Darüber hinaus kann eine Traumatisierung – z.B. durch eine Misshandlung oder sexuellen Missbrauch – eine Magersucht hervorrufen.
Zudem kann die Genetik zur Anfälligkeit, an einer Anorexie zu erkranken, beitragen. Man spricht hier von genetischer Prädisposition, welche die vererbbare Veranlagung beschreibt.
Die dauerhafte Unter- und Mangelernährung kann Hormonstörungen und Veränderungen des Hirnstoffwechsels auslösen, und weitere Erkrankungen nach sich ziehen.
Anorexia Nervosa kann vielfältige und auch gefährliche Folgen für die Psyche und den Körper haben. Einige Folgen sind irreversibel und bestehen auch nach einer Überwindung der Krankheit weiterhin. Die Symptome der Erkrankungen können bei jeder Person individuell anders auftreten. Eine Auflistung der möglichen Folgen zeigt die Vielfältigkeit der Symptome:
50% aller Betroffenen können die Krankheit mithilfe einer guten Therapie gänzlich überwinden. Bei 25% aller Erkrankten ist die Magersucht chronisch. 5% der Betroffenen sterben an der Krankheit. Damit hat Magersucht einer der höchsten Sterblichkeitsraten der psychischen Erkrankungen. Ursachen der Todesfälle können körperliche Komplikationen, wie Herzprobleme oder Infektionen, sowie ein erhöhtes Suizidrisiko darstellen.
Die Art der Therapie gegen Magersucht ist individuell abhängig von der Situation der Person und der Schwere der Magersucht. Erste Ansprechpartner für eine Behandlung können der Hausarzt, der Kinderarzt, ein Psychotherapeut, eine Spezialambulanz für Essstörungen oder eine Beratungsstelle sein. Die Behandlung der Magersucht kann ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen. Die Nachsorge nach einer erfolgreichen Therapie wird ebenfalls empfohlen. Wenn das Untergewicht bedrohliche körperliche oder psychische Ausmaße angenommen hat, ist eine stationäre Behandlung sinnvoll. Eine stationäre Behandlung kann auch dann erfolgen, wenn eine ambulante Behandlung erfolglos bleibt. In lebensbedrohlichen Notfällen kann eine Behandlung ohne die Einverständnis des Patienten erfolgen. Im Idealfall sollte sich eine erkrankte Person aber immer freiwillig in Therapie geben. Wenn die Nahrungsaufnahme nicht oder nur unter großen Umständen möglich ist, kann die betroffene Person zeitweise über eine Sonde ernährt werden. Die Ernährung eines Patienten gegen dessen Willen (bei Lebensgefahr) bedeutet eine große Belastung für den Betroffenen, die Familie, aber auch die Behandler und Therapeuten dar.
Personen mit Magersucht werden oft von verschiedenen Fachleuten wie Medizinern, Psychotherapeuten, Psychologen und Ernährungsberatern betreut. Dabei stehen unterschiedliche Ziele der Therapie im Vordergrund:
Zuerst wird die Person bei der Gewichtszunahme begleitet. Hierbei sind zunächst oft nur kleine Schritte möglich. Auch müssen Mangelerscheinungen behoben, und ggf. Vitamine und Elektrolyte substituiert werden. Die Betroffenen sollen lernen, gesund und regelmäßig zu essen, auf ihren Körpers zu achten und eine gesunde Einstellung zum Körper zu bekommen.
In der Psychotherapie werden Auslöser und antreibende Faktoren der Essstörung behandelt. Zudem lernt der Betroffene Strategien kennen, um einen Rückfall im Alltag vorzubeugen. Bei Kindern und Jugendlichen wird die Familie aktiv mit in die Behandlung einbezogen und auch bei Erwachsenen kann es sinnvoll sein Bezugspersonen mit einzubeziehen.
Therapien können einzeln oder als Gruppentherapie stattfinden.
In einigen Fällen können Medikamente zur Therapie eingesetzt werden.
Wenn Sie denken, dass Angehörige oder Freunde an einer Essstörung erkrankt seien könnten, sollten Sie Sie darauf ansprechen. Dabei sollten Sie Ihnen mitteilen, dass Sie sich Sorgen machen. Kritik, Vorwürfe oder Ratschläge über das Gewicht sind meist nicht hilfreich, da die Betroffene eine verzerrte Wahrnehmung haben und sich dann Ihnen gegenüber verschließen könnten. Sie können die betroffen Person jedoch dabei unterstützen eine Beratungsstelle oder einem Arzt aufzusuchen. Dabei sollten Sie die Person jedoch nie zu sehr unter Druck setzen. Auch Angehörige können bei einer Beratungsstelle betreut werden und sich informieren.
Die Anorexia Nervosa und die Bulimia Nervosa sind verschiedene Essstörungen. Bei beiden leidet der Betroffene unter einer verzerrten Selbstwahrnehmung und einer problematischen Einstellung zum Thema Nahrung. Während an Anorexie erkrankte Personen untergewichtig sind, können Betroffene einer Bulimia nervosa auch ein normales Körpergewicht haben. Personen mit Bulimie leiden an Heißhungerattacken und leiten dann absichtlich gewichtsreduzierende Maßnahmen, wie Erbrechen ein.
Ab einem BMI unter 17,5 gilt eine Person definitionsgemäß als magersüchtig. Ein BMI zwischen 19 und 25 gilt als normal, unter 19 beginnt der Bereich des Untergewichts. Der Diagnose Magersucht ist immer mit bestimmten Verhaltensauffälligkeiten verknüpft. Einige Personen mit einem zu niedrigen BMI haben trotz Untergewicht keine auffälliges Essverhalten.
Der BMI kann errechnet werden, indem das eigene Körpergewicht in Kg durch die aktuelle Körpergroße in Meter im Quadrat teilt. Eine Frau, welche 1,70m groß ist und 68kg wiegt, kann ihren BMI dementsprechend wie folgt ausrechnen:
1,70 x 1,70= 2,89
68:2,89=23,52
Aufgrund des Nähstoffmangels einer magersüchtigen Person versucht der Körper so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen. Die Temperaturregulation wird dadurch gestört und die Köpertemperatur wird reduziert. Die Betroffenen frieren leichter.
Wenn die zuvor bereits stattgefundene Regelblutung über drei Monate lang ausfällt, spricht man von sekundärer Amenorrhoe. Das bedeutet, dass die Regelblutung bereits eingesetzt hatte aber nun ausfällt. Eine sekundäre Amenorrhoe ist ein typisches Symptom der Anorexie, da durch das Untergewicht nicht mehr genug Östrogene (weibliche Geschlechtshormone) produziert werden können, welche den Eisprung auslösen.
Solange eine Frau ihre Periode bekommt, kann sie auch schwanger werden. Bei einer Mangelernährung der Mutter, bekommt das ungeborene Kind jedoch nicht genügend Nährstoffe und ist stark gesundheitsgefährdet.